ARISS: Wenn Schüler mit Astronauten sprechen

ARISS: Wenn Schüler mit Astronauten sprechen – Amateurfunk verbindet Erde und Weltall

Eine faszinierende Bildungsinitiative macht es möglich, dass Kinder und Jugendliche weltweit direkt mit Astronauten auf der Internationalen Raumstation kommunizieren können – und das alles über Amateurfunk.

Was ist ARISS?

ARISS (Amateur Radio on the International Space Station) ist ein internationales Kooperationsprojekt von Amateurfunk-Gesellschaften und Raumfahrtbehörden, das Schülern ermöglicht, direkt mit ISS-Besatzungsmitgliedern zu sprechen und sie so für Wissenschaft, Technologie, Ingenieurwesen, Mathematik und Funktechnologie zu begeistern.

In den USA wird das Programm von der American Radio Relay League (ARRL), der Radio Amateur Satellite Corporation (AMSAT), dem ISS National Lab und der NASA unterstützt. Ähnliche Partnerschaften bestehen in Kanada, Japan, Europa und Russland.

Wie funktioniert ein ARISS-Kontakt?

Die Funkgespräche mit der ISS dauern etwa 10 Minuten – genau so lange, wie die Raumstation über einem bestimmten Ort sichtbar ist. In dieser kurzen Zeit können Schüler vorbereitete Fragen an die Astronauten stellen und mehr über das Leben und Arbeiten im Weltraum erfahren.

Die Kontakte finden über Amateurfunk statt, wobei die ISS die Rufzeichen NA1SS und RS0ISS verwendet. Die technische Ausrüstung ermöglicht verschiedene Betriebsarten:

  • Sprachkontakte für Schulveranstaltungen
  • APRS (Automatic Packet Reporting System) für Datenübertragung
  • Crossband-Repeater für Funkamateure
  • SSTV (Slow Scan Television) zum Empfang von Bildern aus dem All

Bildung, die begeistert

Über 1.400 Kontakte haben in den letzten zwei Jahrzehnten mehr als eine Million Jugendliche direkt erreicht, mit Millionen weiteren Zuschauern. Die Vorbereitung auf einen ARISS-Kontakt ist dabei genauso wichtig wie das Gespräch selbst: Schüler beschäftigen sich 4-6 Monate lang intensiv mit Themen wie:

  • Funkwellentechnologie und Satellitenkommunikation
  • Raumfahrt und ISS-Forschung
  • Geografie und Bahnmechanik
  • Wissenschaftliche Experimente im Weltraum

Viele Teilnehmer entwickeln durch die Erfahrung ein nachhaltiges Interesse an MINT-Fächern und erwägen später entsprechende Karrierewege.

Aktuelle Highlights und Missionen

ARISS unterstützt nicht nur ISS-Kontakte, sondern war auch bei privaten Raumfahrtmissionen aktiv:

Axiom-Missionen: Bei der Ax-4-Mission im Juli 2025 führten drei Erstflug-Astronauten mit Amateurfunklizenz sechs geplante Kontakte mit Schülern in ihren Heimatländern durch – in Ungarn, Indien und Polen erreichten die Veranstaltungen jeweils Hunderte von Teilnehmern vor Ort und Tausende über Livestreams.

Fram2-Mission: Eine bahnbrechende Polarmission mit der ersten SSTV-Bildübertragung aus einer SpaceX Dragon-Kapsel, bei der Funkamateure weltweit Bilder von Polarregionen empfangen konnten.

ARISS 2.0: Die Zukunft

Das ARISS-Team arbeitet kontinuierlich an der Weiterentwicklung seiner Programme. Die Vision „ARISS 2.0“ umfasst:

  • Erweiterte Bildungsprogramme mit interaktiven Funkbausätzen
  • Neue Hardware-Systeme für verbesserte Kommunikation
  • Ausweitung auf kommerzielle Raumstationen und zukünftige Mondmissionen
  • 24/7-Interaktionsmöglichkeiten für Funkamateure weltweit

Wie kann man teilnehmen?

Für Schulen und Bildungseinrichtungen: Zweimal jährlich öffnet ARISS Bewerbungsfenster für US-amerikanische Schulen. Erforderlich sind ein durchdachtes Bildungskonzept und die technische Fähigkeit, eine Amateurfunkstation zu betreiben oder mit lokalen Funkamateuren zusammenzuarbeiten.

Für Funkamateure: Die ISS-Funkstationen sind regelmäßig aktiv. Man kann:

  • APRS-Pakete über die ISS senden
  • Den Crossband-Repeater nutzen (145.990 MHz up, 437.800 MHz down)
  • SSTV-Bilder bei speziellen Events empfangen (145.800 MHz)

Ein 40-jähriges Jubiläum

2023/2024 feierte ARISS das 40-jährige Jubiläum des Amateurfunks in der bemannten Raumfahrt. Alles begann 1983, als Astronaut Owen Garriott (W5LFL) vom Space Shuttle Columbia aus erstmals über Amateurfunk mit Menschen auf der Erde sprach – ein revolutionärer Moment, der die Astronautenkommunikation für immer veränderte.

Fazit

ARISS ist weit mehr als nur ein Funkprojekt – es ist eine Brücke zwischen Erde und Weltall, die junge Menschen für Wissenschaft und Technik begeistert. Die Kombination aus direktem Astronautenkontakt, praktischem Lernen und der Faszination des Weltraums schafft unvergessliche Bildungserlebnisse, die oft den Grundstein für wissenschaftliche und technische Karrieren legen.


Mehr Informationen:

Alle ARISS-Dienste sind kostenlos und werden von ehrenamtlichen Funkamateuren und Raumfahrtbegeisterten weltweit ermöglicht.